N66° 33′

Tag 3 – Die Überquerung des Polarkreises

Am Morgen des 21. Februar sollte zwischen 6:30 Uhr und 8:00 Uhr der Polarkreis überquert werden. Am Vorabend waren alle Gäste aufgefordert, eine möglichst genaue Schätzung der Uhrzeit abzugeben. Wer dem tatsächlichen Zeitpunkt am nächsten kommt, erhält eine signierte Reedereiflagge mit Datum und Uhrzeit der Überquerung. Bis 22 Uhr am Vorabend mussten alle Schätzungen abgegeben werden.

Zur Markierung des Polarkreises steht auf der kleinen Insel Vikingen eine Skulptur, die die Linie markiert. Um Punkt 7:18:59 Uhr überquerten wir den Polarkreis. Unsere eigenen Schätzungen waren gar nicht so schlecht (-11 bzw. +3 Minuten), aber der Preis ging an einen Mitreisenden, der bis auf eine Sekunde an den Wert heran kam. Dem glücklichen Gewinner wurde auch die Ehre zuteil, als erster vom Meeresgott Neptun die Polartaufe zu empfangen.

Polartaufe

Es ist Tradition, nach der Überquerung des Polarkreises die Taufe mit Neptuns Weihwasser zu empfangen. Hierbei wird auf dem Afterdeck ein Altar aufgebaut und eine Suppenkelle voller Eiswürfel und Wasser in den Nacken des Getauften geleert. Zum Aufwärmen gibt es hinterher ein Gläschen Moltebeer-Wein. Hartgesottene Nordlandfahrer legten zuvor die Kleidung ab. Das erspart ihnen zumindest den Wechsel der durchnässten Wäsche. Es ist ratsam, sich möglichst früh der Prozedur zu unterziehen. Dann sind es überwiegend Eiswürfel. Später ist der Eiswasseranteil höher.

Neptuns Weihwasser

Dieser beliebte Scherz wird jedoch nicht nur mit Gästen veranstaltet, auch ein Teil der Crew wurde am Schluß vom Kapitän persönlich getauft. Mit dem gesamten restlichen Eiswasser in der Schale.

Winterlandschaften

In der Nacht gab es Schneefälle an weiten Teilen der Küste, wodurch Inseln und Berge von der Spitze bis zur Wasserlinie in Weiss gehüllt wurden.  Am Vormittag zeigte sich zaghaft die Sonne und präsentierte uns bizarre Landschaften. Der Wind an Deck ist eisig und es wurde Zeit, der Daunenjacke etwas Verstärkung zur Seite zu stellen. Nach dem Zwiebelprinzip werden Richtung Norden immer mehr Schichten zur Isolation benötigt. Was in Bergen noch zu Hitzestau führte, ist hier gerade noch angenehm…. und es wird kälter.

 

Morgenstimmung südlich von Ørnes
Begegnung mit MS Norderlys auf Südkurs
Fischerboot mit Möven und Seeadler

Tag 3 – Von Bodø zu den Lofoten

Am Mittag erreichen wir Bodø

Die zweieinhalb Stunden Liegezeit der MS Lofoten in Bodø nutzen wir für einen Ausflug zum Saltstraumen, dem größten Mahlstrom der Welt. Im Winter leider nur mit dem Bus und nicht mit dem Schnellboot direkt in den Strom hinein befahrbar. Nach einigen Sightseeing-Erläuterungen in der Stadt selbst fahren wir die 32 km Strecke über schneebedeckte Straßen, zum Teil durch heftiges Schneegestöber. Der Saltstraumen wurde erst über eine sehr hohe Brücke hin und zurück überfahren. Unser Highlight bei der ersten Überfahrt war ein Seeadler, der direkt auf uns zugeflogen kam und dann kurz vor der Brücke abdrehte. Wie bestellt.  Anschließend hatten wir Zeit am Fuße der Brücke im Schnee zum Ufer zu laufen und uns den Mahlstrom aus der Nähe anzuschauen. Fast 400 Mio. m3 Wasser sollen sich hier im Laufe von 6 Stunden durch die 3 km lange und 150 m breite Meeresenge zwischen dem Skjerstad und dem Saltenfjord durchzwängen und eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten (37 km/h) erreichen. Dies passiert alle 6 Stunden, also viermal am Tag. Dazwischen kehrt eine kurze Zeit Ruhe ein, der Strom liegt still da. Den Gezeiten folgend ändert der Strom seine Richtung und strömt anschließend wieder mit voller Kraft in die andere Richtung.

Je nachdem zu welcher Tageszeit, bei welchen Wind- und Luftdrücken und in welcher Mondphase man dort ist, ist das Schauspiel entweder ruhiger oder dramatischer. Wir hatten eine zwar imposante, aber wohl doch eher weniger dramatische Phase erwischt.

Über den Westfjord zu den Lofoten

Am Nachmittag setzt die MS Lofoten ihre Reise zu ihrer namensgebenden Inselgruppe fort. Vor dem ersten Hafen dort muss der Westfjord, eine offene Seestrecke, überquert werden. Bei Hurtigruten-Fahrern gefürchtet, weil dort meist rauher Seegang herrscht. Neptun scheint uns heute aber wohlgesonnen zu sein und schenkt uns relativ ruhige See und wenig Wind.

 

 

 

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